02.12.2019

Mit dem Fahrrad von Freiburg zum Nordkap und zurück

Michael Habighorst erzählt Zinzendorfschülern von seiner Tour

Der Unternehmensberater Michael Habighorst ist ein Verfechter des sogenannten Lean Management. Mittelständische Unternehmen berät er bei der Vereinfachung und Verschlankung von Produktionsprozessen. Dass diese Denkweise auch für Privatmenschen umgesetzt werden kann, hat er vor drei Jahren bewiesen, als er mit dem Fahrrad von Freiburg zum Nordkap und zurück fuhr. „Ich bin kein Extremsportler und vor der Tour gerade einmal 2 Stunden pro Woche mit dem Mountainbike gefahren.“

Vor der gesamten Oberstufe sowie den Fachschulen für Sozialwesen und Sozialpädagogik der Zinzendorfschulen hielt er einen unterhaltsamen, authentischen Vortrag über seine Reise. Die Schülerinnen und Schüler hörten gespannt zu und stellten am Ende viele Fragen.
„Ich musste erst einmal bei Google nachsehen, wo das Nordkap überhaupt ist“, gestand er. Die Idee zu dem Trip war spontan im Freundeskreis geboren: Er wolle mit dem Fahrrad an den Polarkreis fahren, meinte er. Das sei unspektakulär, wurde ihm entgegnet, es müsse schon das Nordkap sein. Dann eben das Nordkap, so seine Antwort. „Wenn Du zum Nordkap fährst, baue ich Dir einen Fahrradrahmen“, meinte ein Freund, woraufhin Habighorst entgegnete: „Wenn Du mir einen Rahmen baust, dann fahre ich auch noch mit dem Rad zurück.“

Ein Jahr später setzte er sich auf das Rad und fuhr los: 9149 Kilometer mit 52386 Höhenmetern bewältigte er in 109 Tagen – an 47 davon regnete es. „Schon am zweiten Tag fing es an“, so Habighorst. Stundenlang habe er mit sich gehadert, nachdem er auf dem durchweichten Campingplatz aufgewacht sei. Schließlich definierte er die Kriterien für einen Abbruch des Projektes: Wenn er krank werde, einen Unfall habe oder es gefährlich sei. „Schlechtes Wetter war kein Kriterium.“
Also trat er in die Pedale, immer das Bild vor Augen, wie er allein vor der Skulptur des Globus steht, dem Wahrzeichen des nördlichsten Punktes Europas, und die Arme für ein Selfie in die Höhe hebt. Aber es kam alles ganz anders: Als er sein Ziel schon sehen konnte, war alles voll mit Touristen und im Ehrgeiz, wenigstens als erster der Radfahrer anzukommen, die die letzte Etappe gemeinsam zurücklegten, baute er auch noch einen schweren Unfall – 150 Meter vor dem Ziel.
Außer dem Regen gab es noch viele andere widrige Umstände: Gegenwind mit 60 Stundenkilometern, tagelange Fahrten durch monotone Fichtenwälder, Sumpfgebiete, in denen er sein Zelt nirgends aufschlagen konnte und fiese Mückenschwärme, die sich als regelrechte Energiefresser entpuppten.

„Auf der Tour habe ich gelernt, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren“, sagte Habighorst. „Die einzigen Fragen, die sich mir stellten, waren: `Wo kann ich schlafen?´ und `Wo bekomme ich etwas zu essen?´. Von unterwegs schickte ich sogar acht Kilo Gepäck nach Hause.“
Obwohl er die meiste Zeit alleine reiste, hatte er interessante Begegnungen. Er traf unter anderem einen schwedischen Einsiedler, dessen ganzer Stolz sein Trecker aus den 1950er Jahren ist, ein Paar, das sein Hab und Gut verkauft hatte, und seit 2016 mit dem Fahrrad die Welt bereist und einen Abiturienten, dem auf dem Weg zum Nordkap das Fahrrad geklaut wurde und der die Reise mit einem Billig-Rad fortsetzte.

Er habe viel über sich selbst gelernt und zuhause erst einmal die Hälfte seines gut sortierten Kleiderschranks ausgeräumt, sagte Habighorst. Auch stellte er fest, dass Menschen soziale Wesen sein. Ohne den Kontakt zur Außenwelt übers Internet oder Begegnungen auf den Campingplätzen, die er jeden zweiten oder dritten Tag ansteuerte, hätte er es wohl kaum geschafft. „Es ist wichtig, den Erfolg zu teilen“, hatte er festgestellt.

Seinem jungen Publikum gab er den Ratschlag, sich Ziele zu stecken oder Projekte auszusuchen. „Diese müsst Ihr aber auch zügig umsetzten, sonst sammeln sich Gründe, die dagegen sprechen.“


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