14.02.2020

Renommierter Psychologe Jan Kizilhan gibt Einblicke in seinen Beruf

Der international tätige, bekannten Psychologe und Buchautor Jan Kizilhan erklärte Zinzendorfschülern eines Psychologie-Kurses, was sie während des Studiums erwartet und gab ihnen einen Einblick in sein spannendes Berufsleben.

Berufsberatung? Hintergrundinformationen? Lebensweisheit? Spannender Vortrag mit der Möglichkeit, jederzeit nachzufragen? Der Besuch des international tätigen, bekannten Psychologen und Buchautors Jan Kizilhan an den Zinzendorfschulen war all das zugleich. Die Schülerinnen und Schüler des Psychologie-Kurses am Sozialwissenschaftlichen Gymnasium hatten die exklusive Gelegenheit, von der Koryphäe auf dem Gebiet der Transkultureller Psychologie und Traumatologie aus erster Hand zu erfahren, was sie während eines Psychologie-Studiums und danach erwartet. Dazu gab es noch viele Einblicke in das private wie berufliche Leben Kizilhans, dessen Vorfahren kurdische Heiler waren.

Neugierde sei die Grundvoraussetzung eines Psychologen, so Kizilhan, dem die Berufsberatung des Arbeitsamtes seinerzeit empfohlen hatte, Koch zu werden. Es gehe darum, Antworten zu finden auf Fragen wie „Warum seid ihr so, wie ihr seid?“ oder „Wie überleben Menschen furchtbare Situationen?“. Anhand konkreter Beispiele erklärte er verschiedene Fachbereiche der Psychologie von der Entwicklungspsychologie über Methodik, Wirtschafts- und Sportpsychologie bis hin zur Stressforschung. „Bis zum Bachelor haben Studierende mit einer großen Bandbreite zu tun“, sagte der in Psychologie und Orientalistik promovierte Kizilhan, der unter anderem eine Professur an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg innehat. Erst im Masterstudium komme es zu einer Spezialisierung.

Wer Psychotherapeut oder Psychotherapeutin werden will, müsse eine zusätzliche Ausbildung absolvieren. Insgesamt eine lange Zeit, rechnet der Psychologe vor, außerdem liege der Numerus Clausus für Psychologie an vielen Universitäten bei 1,1 oder 1,2. Damit seien die Hürden sehr hoch, bedauert Kizilhan. Es würden nämlich dringend gute Therapeuten gebraucht – schließlich hätten allein in Deutschland 15 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal im Leben psychische Probleme.

Einen Teil seines Studiums absolvierte Jan Kizilhan in den USA, wo er die Möglichkeiten, die kleinere Fakultäten bieten, zu schätzen lernte. „In Bochum saßen 300 bis 400 Studierende in einer Vorlesung und mindestens 30 in den Seminaren“, erinnert er sich. In den USA dagegen waren nur acht oder neun Kommilitonen in den Seminaren. Dort hatte er auch angefangen, mit Flüchtlingen zu arbeiten. Damals aus Südamerika, nach seiner Rückkehr nach Deutschland dann mit Geflüchteten aus dem Irak.

Er war es auch, der vor fünf Jahren 1000 traumatisierte Jesidinnen, die vom so genannten Islamischen Staat versklavt worden waren, nach Baden-Württemberg gebracht hatte und weitere 100 nach Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Heute bildet er gemeinsam mit Kollegen aus den USA im nordirakischen Dohuk psychologische Psychotherapeuten aus, damit diese den Menschen in den Flüchtlingslagern helfen können. Zu den Vorlesungen fliegt Kizilhan immer wieder in den Irak, ein Teil des Studiums wird auch über e-Learning direkt aus Schwenningen angeboten.

Die Zinzendorfschüler, ihr Lehrer im Fach Psychologie, Thomas Kreihe, und Schulleiterin Beate Biederbeck waren froh, dass er sich trotzdem die Zeit für das Gespräch in Königsfeld nahm.


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